

Liebe loslassen fällt schwer und auch den Ex loslassen ist kein einfaches Unterfangen.
Wer schon mal ein Buch über Trennungen gelesen hat, weiß, dass es verschiedene Stadien gibt, die die ehemaligen Partner nach dem Beziehungsaus durchlaufen.
Die bekannte Psychologin Doris Wolff führt in ihrem Buch Wenn der Partner geht etwa diese vier auf, die ich hier etwas frei wiedergebe (und die nur als Beispiel dienen, es geht definitiv auch anders!):
- Verleugnen
- Verzweiflung und Hilflosigkeit
- Neuorientierung
- Neues Gleichgewicht
In den nächsten 6 Minuten gehen wir daher gemeinsam der Frage nach, wie du die Trennung zunächst akzeptieren kannst und auch den nächsten erlösenden Schritt gehen kannst:
Die Liebe loslassen. Und den Ex loslassen.
Denn nur wenn du das schaffst, kannst du die Schritte 3 und 4 gehen.
Die Liebe loslassen – der erste Schritt
Egal ob Gefühls oder Kopfmensch:
Zu einem bestimmten Teil sind wir immer noch ganz schön gefühls- und triebgesteuert. Vor allem in emotional aufreibenden Situationen, also gerade während und nach einer Trennung.
Und wenn der Partner sich zum Schritt des Schluss machens entschlossen hat und das auch durchzieht, dann wird meistens unser Überlebensinstinkt aktiviert.
Klar, je länger die Beziehung, desto mehr ist der Partner Teil unseres Lebens.

Kein Wunder also, dass sich das so anfühlt, als ob ein Teil von einem selbst gerade gestorben sei und wir nicht einfach so die Liebe loslassen können.
Unter anderem aus diesem Grund bin ich der Ansicht, dass es unmöglich ist, (langjährige) Beziehungen einfach so zu beenden – es wird nämlich immer Zeit brauchen.
Den Ex loslassen vs. Überlebensinstinkt
In der Regel wollen wir verhindern, dass dieser Teil von uns stirbt. Und klammern uns dementsprechend an unseren Partner. Den Ex loslassen fällt unglaublich schwer.
Die unmittelbare Reaktion nach der ersten Schock- und Trauerphase ist es also, wieder zu versuchen, den „Schaden“ zu reparieren.
Und die Beziehung wieder herzustellen.
Zu einem späteren Zeitpunkt ist uns dabei allen klar, dass das was von Frankenstein hat und wir in einer solchen Situation versuchen, eine Art abgestorbenen Körperteil anzunähen.

Entscheidung treffen: Wie geht es weiter?
Natürlich gibt es (seltene) Fälle, in denen Paare nach einer Trennung wieder zusammenfinden und auch wieder langfristig zusammen glücklich sind.
Aber auch diese Paare haben sich eine gewisse Zeit gegönnt, zuerst zu sich selbst als eigenständige Person zu finden. Und sich dann gegebenenfalls langsam wieder anzunähern.
Natürlich ist klar: So kontrolliert, wie meine Beschreibung klingt, läuft es so gut wie nie ab. In der Regel hat es tatsächlich eher was von einer Mischung aus Kampf und Flucht.
Das kann sich manchmal zäh gestalten, weh tun und unangenehm werden.
Aber Trennungen sind nicht dafür da, um souverän zu bleiben und die Kontrolle zu behalten.
Der Sinn dieser radikalen Entscheidungen ist es eher, Gefühlen freien Lauf zu lassen und sich wieder Klarheit über die eigenen Bedürfnisse zu verschaffen.

Eigentlich ist die Entscheidung zweitrangig!
Unabhängig davon, ob ihr es nochmal versuchen wollt, euch aufs Freunde bleiben einigt oder es ordentlich brodelt:
Du kommst nicht daran vorbei, einmal loszulassen.
Die Liebe loslassen. Und den Ex loslassen.
Und das braucht seine Zeit.
Paare, die sich diese Zeit nicht nehmen und vorschnell wieder zusammenkommen stehen in der Regel nach nicht allzu langer Zeit vor den gleichen Problemen, die zur Trennung geführt haben.
Gewonnen wird so nichts – und ich finde, dass bei aller Trauer, Wut und Enttäuschung auch eine schwierige Trennung als wertvolle Erfahrung angesehen werden kann, aus der man viel über sich selbst lernen kann.

Wie funktioniert das mit dem Liebe Loslassen?
Die bekannteste Strategie ist sicherlich, sich die Nachteile, schlechten Angewohnheiten und und nervigen Eigenschaften des Ex-Partners zu verdeutlichen, die man jetzt natürlich viel klarer vor Augen hat, als in der Nähe der Beziehung.
Das schafft Abstand und mach Loslassen einfacher.
Allerdings kann das auch wieder für eine Menge Frustrationspotenziel sorgen und später einer Aussöhnung im Wege stehen.
Die empfinden Paare aber oft als wichtig, denn wer Frieden mit einer vergangenen Beziehung schließt, kann diese als Erfahrung schätzen, endgültig damit abschließen und es erleichtert natürlich auch den zukünftigen Kontakt zum Verflossenen.
Den Ex loslassen – So geht’s auch
Ich finde es daher oft sinnvoller, sich nicht auf den anderen, sondern auf sich selbst zu konzentrieren:
- Was sind deine Bedürfnisse, vor allem in diesem Moment und in dieser Situation?
- Was brauchst du gerade, damit es dir besser geht?
- Wie kannst du deine Freiheit nutzen?
Viele frisch Getrennte suchen ihr Heil nun bei anderen, gerade wenn die Beziehung lang war. Vielleicht fällt Alleinsein gerade einfach schwer. Oder es stehen ein paar Erfahrungen an, die lange nicht mehr gemacht wurden, Stichwort: Sich ausleben!
Aber auch hier warten ein paar Stolperfallen.
Freunde? Definitiv! Oberflächlichkeit? Vorsicht!
Wenn du gerade aus einer Beziehung kommst und dich nicht gut fühlst, dann bringt es dich logischerweise schnell auf viel bessere Gedanken, wenn du merkst, dass deine Freunde und/oder deine Familie für dich da sind.
Oft bemerkt man das gar nicht, weil der Partner ja bislang immer für einen da war.
Aber es richtet schnell wieder auf, wenn man mitbekommt, dass einem von Freunden der Rücken gestärkt wird. Alternativ kann es daher auch Sinn machen, sich an Beratungsstellen einer Orgainsation zu wenden oder sich mit einem Therapeuten/Coach auszutauschen.
Trotzdem kommt auch schnell die Idee auf, das Heil in sexuellen Abenteuern oder gar direkt in der nächsten Beziehung zu suchen. Ich möchte das hier nicht verurteilen, aber das führt schnell ins nächste Drama…
Was wirklich gut tut
Wer auf diese Art wegläuft, läuft vor allem vor sich selbst und vor der Konfrontation mit eigenen Schwächen und Entwicklungspotenzialen weg. Das ist verständlich, aber irgendwann kommt auch der Punkt, an dem selbst die stärksten Gefühle abklingen und wieder Kontrolle möglich ist.
Wenn es dann wieder rationaler zugeht, macht es Sinn, sich wirklich Zeit für sich selbst zu nehmen.
Und dann stellt man oft fest, dass es eben nicht die schnelle Nummer oder der (fast) unbekannte neue Partner ist, der einem gut tut.
Sondern eben eher das beruhigende Gespräch mit dem besten Freund. Oder der entspannte Abend alleine auf der Couch, mit Tee, Decke, Wärmflasche, Gedanken über sich selbst…
…und natürlich auch gerne mit Tränen!
Warum Zeit für sich selbst so wichtig ist!
Wer sich selbst liebt, der erlaubt sich zumindest den Gedanken, auch alleine ein absolut selbstständiger, vollwertiger und liebenswerter Mensch zu sein.
Dieser Gedanke braucht aber natürlich auch wieder etwas Zeit, um emotional anzukommen.
Klar, der Satz „ich weiß, dass ich auch als Single glücklich sein kann“ sagt sich schnell, aber es dauert deutlich länger, bis er sich auch wirklich authentisch anfühlt.
Insofern:
Gönn dir Zeit für dich selbst. Tu, was dir wirklich gut gut. Und frage da gerne immer mal wieder kritisch bei dir selbst nach – denn in einer solchen schwierigen Phase ändern sich (Schein)bedürfnisse manchmal ziemlich schnell.
Und es lohnt sich da, am Ball zu bleiben.
Und was ist nun mit dem Loslassen?
Das Loslassen kommt meistens langsam mit dem Moment, in dem du wirklich Zeit mit und für dich selbst verbringst. Indem du merkst, dass du dir selbst etwas wert bist.
Du liebst deinen Partner vielleicht immer noch. Und wenn du daran denkst, spürst du auch ein etwas wehmütiges Gefühl des Verlustes.
Aber du beginnst dann langsam zu realisieren, dass du deinen Partner weder brauchst, noch, dass du von ihm abhängig bist.
An diesem Punkt (bis zu dem es Wochen oder gar Monate dauern kann) kannst du dann wirklich eine Entscheidung treffen.
Der Punk der Entscheidung
Möchtest du es nochmal versuchen, verbleibt ihr in Freundschaft, oder macht ein weiterer intensiver Kontakt keinen Sinn?
Alle Möglichkeiten sind denkbar, aber wer bereits einmal in dieser Situation war, weiß, dass die erste Option selten ist, die zweite sehr schön und die dritte manchmal notwendig.
In diesem Sinne:
Um die Erfahrung kommst du nicht herum. Aber du kannst was draus machen!
Bis dahin viel Zeit für dich auf dem Weg zu deiner (nächsten) glücklichen, aber nicht zu perfekten Beziehung.
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